Das schöne Biest L.A.: Endstation unseres Kalifornien-Roadtrip (Teil 2) – oder auch: Warum man in L.A. NICHT mit dem Public Transport fahren sollte

Nachdem wir in Venice ein ziemlich hohes Ticket für Parken mit abgelaufener Parkuhr kassiert hatten, dachten wir uns für den nächsten Ausflug: Probieren wir doch den ÖPNV, den öffentlichen Personen Nah-Verkehr von Los Angeles. Doch allein da liegt schon das Problem, von Nah-Verkehr kann bei L.A.-Ausmaßen keine Rede sein. Um das auf der Karte mal kurz zu verdeutlichen:

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Das sieht jetzt nicht so immens weit aus. Wir wollten nach West Hollywood in die Fairfax Avenue. Laut Google Maps etwa eine halbe Stunde mit dem Auto. Wir schätzen etwa eine Stunde mit dem Public Transport, vielleicht ein paar Minuten länger. Geplant war ein Frühstück bei Jon&Vinny’s und dann die Gegend erkunden. Vielleicht noch auf den Farmer’s Market & The Grove, ein paar Geschäfte abklappern und in einen nächstgelegenen Park, um Ella auch mal entspannt krabbeln zu lassen.

Also schnelles, kleines Frühstück, alles halbwegs sicher verstauen und dann zur nächsten Bushaltestelle fahren, die von einem Flughafenzubringerbus angefahren wird. Wohnmobil dort stehen lassen und los. Am Flughafen wiederum fuhr eine Bahn zu einem Busbahnhof, von dort ging es dann mit dem Bus nach Downtown, dort mussten wir dann einen Bus zur Fairfax Avenue in West Hollywood finden. Bis dahin, also bis Downtown, eigentlich alles noch entspannt und schnell und wir freuten uns, wie problemlos es klappte. Doch dann wurde es kniffelig. Ich konnte noch ausmachen, in welche Richtung wir mussten und wo wir dann aussteigen mussten. Was der Aushang von der Bushaltestelle allerdings nicht verriet: Die Bus hielt an ungelogen JEDEM Block. Je nach Stadtteil durchmischte sich der Bus mit neuen Ethnien, das war faszinierend. Für ungefähr zwanzig Minuten, oder die erste halbe Stunde. Die nächste halbe Stunde allerdings wurde es warm und wärmer. Erst recht mit Baby vor dem Bauch in der Trage in einem vollgepackten, nicht klimatisierten Bus bei knapp 30 Grad.

Schlussendlich saßen wir bestimmt anderthalb Stunden in einem Bus, zusammen mit der Anfahrt zuvor waren es rund 2,5 Stunden, die wir innerhalb der Stadt für eine Strecke von gut 30 Autominuten benötigten. Also fünf mal so lange. Daraus gelernt: NIE öffentliche Verkehrsmittel in Los Angeles benutzen. Auch wenn der Verkehr oft stockt oder es Stau gibt. Das allerdings ist nicht das Ende vom Lied.

Nachdem wir dann endlich um kurz vor zwölf bei Jon&Vinny’s ankamen und die Lunch-Karte (eigentlich wollten wir frühstücken) in die Hand gedrückt bekamen, waren wir so ausgehungert und mit den Nerven am Ende, dass die spärliche Pasta-Portion zunächst nur leidlich über die Anreise hinwegtäuschen konnte. Immerhin hatte ich von meinem Platz aus Aussicht auf Joel und Benji Madden von Good Charlotte, die genau am Nebentisch saßen und gerade ein Interview gaben.

Der Service war aber super, der Rosé  und die Tiramisu zum Nachtisch auch und so machten wir uns dann auf zu einem kleinen Bummel über die Fairfax Avenue (man könnte auch Hipster Avenue sagen), besorgten in einem jüdischen Deli Suppe, Brot und Hummus mit Gemüsesticks für das Abendbrot und machten uns dann, angesichts des zu erwartenden langen Rückwegs, wieder auf in Richtung einer Bushaltestelle, um Richtung Downtown zu fahren. Dort stiegen wir aus, liefen noch einige Minuten wenig den Broadway hinab und fanden dann einen verhältnismäßig schnellen Bus zurück zu der Station, an der die Bahn zum Flughafen abfährt. Dort, so unsere Theorie, musste dann ja der Shuttlebus zu der Bushaltestelle, von der wir gekommen waren und wo unser Wohnmobil stand, wieder abfahren.

Tja, sollte, hätte, könnte, würde. Im Nachhinein sind wir sicher: Der stand der auch. Wir haben auch mit dem Fahrer gesprochen. Unser „Fehler“ war nur: Wir haben ihn gefragt, ob er nach El Segundo fährt. Denn dort, das hatten wir noch im Kopf, hatten wir das Wohnmobil abgestellt. Der Fahrer verneinte und wir waren ratlos. Und zunehmend hilflos. Denn keiner der anwesenden Busfahrer konnte uns weder sagen, wie wir zu der Bushaltestelle zurückkamen, noch, wie wir ein Taxi bekamen! Wohlbemerkt, wir waren in der Nähe des Flughafens. Also machten wir schließlich das, was einer der Umwesenden uns empfahl, stiegen in die Bahn und fuhren nach El Segundo. Um dann in völliger Ahnungslosigkeit umherzuirren, völlig die Orientierung verloren, in einen 7-Eleven gestolpert sind, um ein Taxi rufen zu lassen.

Zur Erinnerung: Wir hatten die ganze Zeit ein Baby dabei. Wir waren den ganzen Tag nur durch die Gegend gelaufen oder saßen in Bussen, hatten bis dahin nur zu Mittag gegessen und das gegen 12 Uhr mittags. Entspannt im Park sitzen? Fehlanzeige. Mittlerweile war es etwa 19 Uhr am Abend, den Abendbrei (Gemüse und Fleisch statt Milchbrei) fürs Kind gabs auf dem Parkplatz, auf das Taxi wartend. Dann sahen wir eins. Es hielt. Kurz. Dann fuhr es weiter. Der 7-Eleven-Mitarbeiter kam nochmal raus, bestellte erneut ein Taxi und endlich kam es dann. Nur, wie fanden wir das Wohnmobil. In unserem morgendlichen Eifer hatten wir uns nicht die Kreuzung gemerkt, an der wir geparkt hatten, sondern nur noch das große Schild im Kopf: City of El Segundo. Nach einigem Hin- und Hergeirre (Richtung Campingplatz, denn da von da aus kannten wir den Weg noch) und hitziger Diskussion mit dem Taxifahrer („I don’t know, I’m from Long Beach) kamen wir tatsächlich irgendwann beim Wohnmobil an. Und wer war am entspanntesten? Das Baby. Ließ sich von unserer Unsicherheit nicht anstecken, guckte nur rum, nölte und quengelte nicht und schlief dann, sobald der Motor startete und wir Richtung Campingplatz rollten, auch wieder ein. Gute Nacht.

Die Tipps zum Public Transport, falls es denn sein muss, in L.A: zusammengefasst:

  • Zweistellige Busnummern halten an jedem Block und brauchen dementsprechend lange
  • Was auf der Metrokarte nach einem Katzensprung aussieht, kann sich zu einer Reise von einem halben Vormittag/Tag ausweiten.
  • Nie, wirklich NIE die Entfernungen und die Größe von L.A. unterschätzen
  • Merkt euch immer (am besten ein Foto machen) wo ihr geparkt habt. (Dieser Tipp ist zwar für Dummies und wir haben das bislang auch immer gemacht. Warum es ausgerechnet an dem Tag nicht klappte?)
  • Mit der TAP-Card fährt man in L.A. allerdings günstig
  • Äh, ne. Nehmt doch besser das Auto.

 

Morgen auf dem Blog: Das Schöne an der Fairfax Avenue & Impressionen aus Downtown.

Veröffentlicht von

catharinakoenig

german lifestyle journalist

Ein Kommentar zu „Das schöne Biest L.A.: Endstation unseres Kalifornien-Roadtrip (Teil 2) – oder auch: Warum man in L.A. NICHT mit dem Public Transport fahren sollte

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